Nicht einmal er weiss genau, wie viele Bücher in den Gestellen lagern. «Der Bestand ändert sich dauernd.» Immer wieder bringen ihm Leute Bücher vorbei. «Im Schnitt sind es pro Woche fünf Bananenschachteln.» In Freizeitarbeit sortiert er die Bücher, legt sie in die Regale und verkauft sie zu günstigen Preisen. Rund 4000 Bücher hält er zudem im Internet über Amazon.de zum Verkauf bereit. Die meisten veräussert er über diesen Kanal nach Deutschland.
«Sakrileg» von Dan Brown gibt es im Murianer Bücher-Brocki für drei Franken, ebenso den relativ aktuellen Bestseller «Bretonische Verhältnisse» von Jean-Luc Bannalec oder «Schlampen Yoga» von Milena Moser. Kriminalromane, Reiseführer, Bücher über Erziehung oder Esoterik, über Politik oder Sprache, Jugendliteratur und solche in französischer, italienischer und englischer Sprache sind ebenfalls zu haben. Zudem können Jugendliche bei den Comics fündig werden - 50 Rappen das Heft. CDs und Vinyl-Schallplatten gibt es für einen Franken.
«Vor etwa zwei Jahren haben meine Partnerin und ich umgestellt, mehr Neues und Lesbares in die Regale gestellt und allzu Antiquarisches aussortiert», erzählt Stöckli. Auf Wunsch macht er sich sogar auf die Suche nach vergriffenen Büchern und steht dafür in Kontakt mit den verschiedensten Buchantiquariaten.
Zu seinem Bücher-Brocki ist Stöckli, gelernter Chemielaborant und heute in einer Führungsposition bei der Hoffmann-La Roche tätig, rein zufällig gekommen. Die SP Freiamt, der er angehört, führte einen Flohmarkt durch. Zurück blieben zehn Kisten voller Bücher, die Stöckli nicht wegwerfen wollte und vorerst im Estrich zwischenlagerte. In Boswil eröffnete er dann jeweils am Samstag und an einem Abend in der Woche sein neues Bücher-Brocki. «Mit derart fixen Öffnungszeiten funktionierte das aber nicht.»
Als ihm Daniel Riner vom Reisebüro EuroShuttle in Muri im Untergeschoss günstig einen Raum vermietete, zügelte er die Bücher 2001 nach Muri und baute das Bücher-Brocki aus. Seither investiert er etwa acht Stunden Arbeit pro Woche in dieses Hobby. Die Öffnungszeiten sind wie diejenigen des Reisebüros: Man stöbert durch das Angebot, sucht sich etwas aus und bezahlt im Reisebüro. Oder bringt seine alten Bücher vorbei.
Der Umsatz ist seit Jahren konstant, stellt Stöckli fest. Mehr als ein für ihn reizvolles Hobby bringt der Laden aber nicht ein. «Als die Buchhandlung CoLibri schloss, erlebte ich einen starken Anstieg an Kundschaft», sagt er. Inzwischen hat sich die Anzahl Kunden wieder auf dem normalen Niveau eingependelt.